Die Geschichte Erpolzheims
Wenn man mit einem Amerikaner durch Erpolzheim schlendert und erzählt ihm, dass hier vor ca. 500.000 Jahren auch schon Menschen lebten, dann nimmt er das zur Kenntnis, aber überrascht ihn nicht besonders, denn in seiner Heimat kann man auch auf prähistorische Funde verweisen.
Abbildung © Dr. John Tait
Aber wenn man ihm sagt, dass der Ort Erpolzheim ca. 1.230 Jahre alt ist, dann entringt sich ihm ein bewunderndes „Wow!“ Denn auf so etwas kann man in Amerika nicht zurückblicken. Wie gut, dass man im ca. 660 gegründeten Kloster Weißenburg eine Art „Grundbuchamt“ hatte, in dem 781 „Erfholfesheim“ (Erpolzheim) als zugehörig zum Klosterbesitz eingetragen war. So haben wir heute den schriftlichen Beweis der frühen Existenz unseres Dorfes. (Der Abt Edelin, 1262–1293, veranlasste eine Neufassung, den Codex Edilini, das liber possessionum, in dem Erpolzheim ebenfalls aufgeführt ist.)
Der Nachweise gibt es mehr, wie z. B. noch früher, 777, als „Hermenfried“ dem Märtyrer Nazarius einen Weinberg „in Erpholfesheim marca“ schenkte. Dem gleichen glücklichen Nazarius wurden 790 von „Gerolf" und dessen Frau „Gailswind“ eine Wiese und 814 von „Willibert“ eine weitere Wiese in der Gemarkung Erpholfesheim geschenkt.
843 wurde Erpolzheim ostfränkisch, da durch den Teilungsvertrag von Verdun die Gaue Speyer, Worms und Mainz dem ostfränkischen Reich zugeschlagen wurden. (Der Streit zwischen den drei überlebenden Söhnen Ludwigs des Frommen - und Enkeln Karls des Großen - führte zur Dreiteilung: in das Westfrankenreich Karls des Kahlen, [Ursprung des späteren Frankreichs, in das Ostfrankenreich Ludwigs des Deutschen, [Ursprung des späteren Heiligen Römischen Reiches (Deutscher Nation) ] und das sich von der Nordsee bis nach Italien erstreckende Lotharii Regnum („Mittelreich“) Lothars I. Lothar wurde zudem als Kaiser anerkannt.) Also Erpolzheim war schon früh in die Geschichte eingebunden. Wir beginnen beim Urknall, kommen Sie mit … mehr
Ein Zeitensprung:
Was wären die Griechen ohne Erpolzheim, oder besser: ohne einen seiner Bürger? Den berühmtesten natürlich: Dr. jur. Georg Ludwig Ritter von Maurer, geb. am 02.11.1790 im Erpolzheimer Pfarrhaus als Sohn des reformierten Pfarrers Johann Konrad Maurer und dessen Ehefrau Franziska Wilhelmina. Georg Ludwig wurde erst später (1831) aufgrund seiner Leistungen vom bayerischen König geadelt. Fleißig, wie alle Erpolzheimer, erarbeitete er sich eine außergewöhnliche Karriere auf juristischem Gebiet: Professor, Staatsrat, Regentschaftsrat und Minister in Bayern, als Wissenschaftler ein Rechtsgelehrter von europäischem Rang.
Der noch minderjährige (17) Prinz Otto von Bayern wurde 1832 König von Griechenland, eine Aufgabe, deren Staatsgeschäfte durch einen Regentschaftsrat übernommen wurde. Maurer, inzwischen in Diensten des bayerischen Königs; war für Recht und Kultur zuständig und erarbeitete den Neuaufbau des völlig ruinierten Rechtswesens der Hellenen nach 400 Jahren Türkenherrschaft. Grundlagen, auf denen noch heute deren Verfassung basiert. Er schuf einen Staat im modernen Sinne, baute Ministerien auf, durchdachte und organisierte die Verwaltung, gründete eine Universität, führte ein musterhaftes Gerichtswesen ein mit neuem Strafgesetzbuch und neuer Strafprozessordnung. Von Maurer starb am 09.05.1872 im Alter von fast 82 Jahren. Er hinterließ ein immenses Werk. Sein Geburtshaus in Erpolzheim kann man leider nur von außen besichtigen, da es als privates Wohnhaus genutzt wird. (Für Interessierte: Das von-Maurer-Archiv befindet sich in der Bayerischen Staatsbibliothek, München.
Die administrative Gestaltung nach dem unseligen Krieg:
Nach dem Ende des 2. Weltkriegs erfolgte eine Verwaltungsreform. Eine Verfügung der französischen Besatzungsmacht, und die darauf folgende Volksabstimmung, führten zur Gründung des Landes Rheinland-Pfalz, einem Gebilde, das zu formen war aus der ehemals bayerischen Pfalz, dem preußischen Rheinland, den ehemaligen Rhein-Hessischen und Nassauischen Provinzen und Teilen des Landes Oldenburg. Erpolzheim wurde dem Regierungsbezirk Pfalz (Neustadt/Wstr.) zugeordnet.
Am 01.10.1968 war gemäß Erlass des Innenministeriums die Geburtsstunde der Verbandsgemeinden. Natürlich konnte man kein Verständnis dafür haben, da es zur finanziellen Mehrbelastung und Einschränkung der Selbständigkeit führte. Aufgrund des Landesgesetzes zur Verwaltungsreform stand bald fest, dass Erpolzheim nicht selbständig bleiben konnte. Dagegen hatte Erpolzheim sich gewehrt und verwies auf die eigene Leistungskraft und Mitgliedschaft in mehreren Zweckverbänden. Zwei Verbandsgemeinden standen zur Debatte: Bad Dürkheim-Land und Freinsheim. Während die Gemeinden noch diskutierten, hatten die Behörden jedoch schon die Verwaltungsreform in ihrem Sinne vorangetrieben und favorisierten Freinsheim. Bei der Abstimmung am 09.02.1971 wurde letztendlich für Freinsheim votiert. In der zweiten Jahreshälfte 1974 gingen die Aufgaben der Gemeinde Erpolzheim auf die Verbandsgemeinde Freinsheim über. Damit verlor Erpolzheim seine Selbständigkeit als Gemeinde und wurde „Ortsgemeinde“ innerhalb der Verbandsgemeinde Freinsheim. Aber diese administrative Bündelung erspart den einzelnen Gemeinden zwar etwas Arbeit, jedoch nicht so sehr Kosten.
Quellen: Erpolzheim, Lebensbild eines Dorfes, Band 1; Wikipedia, diverse Quellen. (Zusammengestellt von Dietmar H. Schramm)